Legende über die Burg Hassenstein

Den deutschen Namen der Burg "Hassenstein" - d.h. Stein des Hasses ? erklärt die Sage so ...

In der Zeit, in der die Awaren räuberische Streifzüge nach Europa machten, erreichte auch die Kaadener Grafschaft die Botschaft, dass blutrünstige Nomaden in die Donauländer eingedrungen sind und sie mit Feuer und Schwert zerstören.

Der Kaadener Gaugraf, der auf der Burg unter den Bergen residierte, erhielt vom Fürsten den Befehl, sein militärisches Volk zu versammeln und sich dem Feldzug anzuschließen, den das Christentum gegen die Tyrannen rüstet. Der Gaugraf schickte Herolde durchs Land, die der Bevölkerung den Aufruf des Fürsten mitteilten. Bald begannen sich auf der Burg zahlreiche Linien der Infanterie zu treffen und es traf dort auch eine beträchtliche Zahl von mit Eisen bekleideten Rittern ein. Vor dem Abmarsch in den Kampf veranstaltete der Gaugraf zum Abschied ein reiches, lautes Mahl. Gepackt von den Sorgen um seine geliebte Tochter, die er auf der Burg hinterließ, sah er sich im prassen Saal um, wessen Pflege er sie anvertrauen soll. So wohnten doch im benachbarten Reich junge, hochmütige Ritter, für die es eine Ehre war, wenn es ihnen gelang, böhmischen Rittern die Töchter zu entführen.

Der Blick der Gaugrafen ruhte auf dem fürsorglichen, blassen Gesicht des Burgkaplans. Er rief ihn zu sich, befahl ihm, dass er auf seine Tochter achtet und ihre Unschuld bewacht. Der Kaplan versprach es, ohne jegliche Ahnung, was für eine schwere Aufgabe er auf sich nimmt. Fröhlich wehten die Fahnen, erklangen die Trompeten und das Heer machte sich auf den Marsch nach Osten, wohin aus den asiatischen Steppen nach Europa ein böses, blutiges Verderbnis rollte. Wochen und Monate vergingen und auf der Burg unter den Bergen traf keine Nachricht ein, ob es dem Feldzug gelang oder seine Teilnehmer vielleicht eine fremde schwarze Erde bedeckt. Die Tochter des Burgherrn ließ, um Sehnsucht und Langeweile zu vertreiben, junge Ritter in die Burg und verbrachte mit ihnen die lange Zeit mit Scherzen und lauten Vergnügungen. Vergebens waren die Zureden des Kaplans, vergebens die Vorwürfe, dass sie weder ihre Ehre noch die ihres Vaters achtet, der sehr traurig sein wird, wenn er aus dem Ausland zurückkehrt und die unschöne Nachricht vom Verhalten seiner Tochter hört. Es verging ein halbes Jahr und der Ritter kehrte immer noch nicht zurück. Der Turmwächter richtete vergebens seinen Blick in die Ferne, ob er nicht auf dem Weg zu den Bergen Aufwirbeln von Staub und das Funkeln von Speeren entdeckt.

Da verlobte sich die Tochter in der Annahme, dass der Vater im Kampf umgekommen war, mit einem der durch abenteuerliches Leben berühmten Bewerber und bereitete sich auf die Hochzeit vor.

In dieser Zeit war der Kampf zu Ende und das Heer zog in seine Heimat. Es kehrte mit Ruhm zurück, denn es hatte die Awaren in einer blutigen Schlacht aufgerieben und den Rest ihrer Horden aus Europa in die asiatischen Lande getrieben. Die Krieger gingen fast ohne Rast, denn jeder sehnte sich bereits nach dem Zuhause, damit er seine Rüstung ablegen und seiner gewöhnlichen Arbeit nachgehen kann.

Auch der Ritter aus dem Erzgebirge freute sich auf seinen Felsensitz und auf das Wiedersehen mit seiner lieben Tochter, nach der er sich mit der Zeit sehnte. Umso größer war sein Leid, als er unterwegs über ihr Leben erfuhr und darüber, wie sie sich nicht auf den Vater wartend mit einem Fremden, mit einem Abenteurer verlobt hatte. Wie ein Sturm raste er auf seine Burg. Die Stirn wie durch eine tiefe Falte zerschnitten, aus den Augen schlugen bedrohliche Zornesblitze.

"Wo ist der Kaplan?" donnerte er den Diener an, der in der Nische am Eingang in den Palas kauerte.

"In der Kapelle, Durchlaucht. Er macht Anstalten die Messe zum Dank Gottes für Ihre glückliche Rückkehr zu lesen."

Der Ritter stürzte in die Kapelle. Trat zum Kaplan, der totenblass wurde, und zog das Schwert.

"So hast du meine Tochter behütet, die ich dir anvertraut habe? Empfehle Gott deine Seele, denn sofort nimmst du Vergeltung an!" schrie der Ritter rasend vor Zorn und bevor der Kaplan Worte der Entschuldigung fand, durchstach er ihn mit dem Schwert.

Die Tochter kam herbeigelaufen, faltete die Hände und fiel dem Vater vor die Füße.

"Vergib mir, Vater, erbarme dich! Ich will wieder deine gehorsame Tochter sein und mit Liebe zu dir alles wieder gutmachen ... "

Er rief den Burgverwalter, zeigte mit dem blutigen Schwert auf die Tochter: Lass sie sofort lebendig auf der Burg einmauern! Du haftest mir mit dem Kopf dafür, dass mein Befehl unverzüglich ausgeführt wird.?

Sie begruben den Kaplan, mauerten die Ritterstochter ein. Aber in der ritterlichen Brust tobte noch immer der Zorn und sein Herz brannte vor Hass gegen die ganze Welt.

"Sattle mir ein Pferd!" befahl er einem Diener.

Sie brachten ihm ein Pferd, sattelten es. Er stieg in voller Rüstung auf, schwenkte mit der Hand zu einem Häuflein bestürzter Leute:

"Ich kann und will nicht länger leben. Mein Vermögen vermache ich euch, verfügt darüber nach Belieben!"

Er sprach zu Ende und ritt im Galopp in die Richtung, wo die Festungswerke am niedrigsten und der Felsen am steilsten waren. Ein Sprung ? und Reiter und Pferd stürzten in die Tiefe.

Ein drittes Leben wurde hier durch Hass vernichtet.

Die Diener teilten sich das Vermögen des Ritters und gingen in die Welt hinaus, denn in der Burg nahm sie das Grauen in Bann. Die Burg blieb verlassen ? und weil der Hass hier Menschenleben vernichtete und sie zu einer Ruine machte ? gab man ihr den Namen "Hassenstein".

Quelle: Josef Pavel, Sagen der böhmischen Burgen und Schlösser

© Copyright 2010 all rights reserved | Erstellte Saturnia.cz