Bohuslav Lobkowicz von Hassenstein

Humanist und Dichter der Jagielloner Zeit.

Jüngster von vier Söhnen des Nikolaus II. von Lobkowicz.

Er erhielt eine ausgezeichnete Bildung, die er sich letztlich zu nutzen machte. Bereits mit seinen fünfzehn Jahren geht er zu Studien nach Italien, studiert Recht in Bologna und in Ferrara, wo er 1482 die Doktorwürde kanonischen Rechts erwarb. Nach Böhmen kehrte er ausgezeichnet vorbereitet zum Dienst in der Königskanzlei zurück, wo er zu den gebildetsten Beamten gehört. Er wird zum königlichen Sekretär und ist für die königliche persönliche Korrespondenz verantwortlich. Bei dieser Arbeit nutzt er nicht nur die tiefgehende Bildung, vollkommenen Kenntnisse der lateinischen und weiteren Sprachen, sondern auch seine außerordentliche dichterische Begabung. Bei der Arbeit für den König Vladislav II Jagellonský erledigte er die private und offizielle Korrespondenz in der königlichen Kanzlei, in der Bohuslav Sekretär wurde. Seine Tätigkeit in der königlichen Kanzlei auf der Prager Burg hat Bohuslav Hassenstein noch vor 1490 beendet, als Vladislav seinen Hof nach Budín verlegte.

In den folgenden Jahren absolvierte er eine lange Mittelmeerreise und bemühte sich fruchtlos um den Erwerb einer bedeutenden kirchlichen Funktion. Bohuslav Hassenstein schaffte eine Reihe von Werken der Poesie und Prosa, in denen er der damaligen gesellschaftlichen und politischen Lage nahe trat. Seine Werke waren in keiner Bestellung gebührenpflichtig, weil er gut abgesichert und also unabhängig von der finanziellen Einnahme aus der literarischen Tätigkeit war. Wir wissen, dass er einige Werke nicht für die Öffentlichkeit bestimmt hat, sondern nur engen Freunden, denen er vertraute. Dank dessen sind uns seine individuellen und treffenden Beobachtungen, die noch heute sehr authentisch und gegenwärtig wirken, erhalten geblieben. Es waren zum Beispiel Meinungen über die Struktur des nachhussitischen Böhmens, die Tätigkeit des Staates oder Befürchtungen über die türkische Gefahr, die dem damaligen Europa drohte. Bohuslav Hassenstein hat in seinen Gedichten und Briefen die Vorzüge und Schwächen der politischen Taten des Königs Vladislav Jagellonský beachtet und auch wenn er in seinen Diensten tätig war, zögerte er nicht, neben festlichen Versen auch kritische zu schreiben, in denen er vor Vladislavs zu großer Milde, Nachgiebigkeit und Inkonsequenz warnte. Seine politischen Kommentare sind für uns umso interessanter, wenn wir uns bewusst sind, dass er ein Zeitgenosse von Machiavelli war, der als Vorgänger der modernen politischen Denkweise gilt.

Im Schaffen von Bohuslav finden wir weiter ausgeprägte Meinungen zur Rolle des Geldes oder zum Funktionieren des internationalen Handels, aber auch zur Wichtigkeit der Bildung, Moral und Erziehung. Interesse wecken ebenfalls seine witzigen Kommentare zum Institut der Ehe. Dichterische Kunst war damals eine sehr anständig bewertete Ware, in den Quellen ist ein Beispiel belegt, als ein gewisser Humanist bereit war, eine Komposition gegen einen teuren Pelz zu tauschen.

Das Lebensende verbrachte er zurückgezogen auf der Burg Hassenstein, ernüchtert durch die Verhältnisse in der Gesellschaft und in der Kirche, die er mit aggressivem Sarkasmus kommentierte. Auf Hassenstein erweiterte er seine ausgezeichnete Bibliothek, betrieb eine humanistische Privatschule. Er kümmerte sich auch um seine Güter und verhielt sich dabei als umsichtiger und energischer Wirtschaftler. Bohuslav sammelte eine einzigartige Bibliothek zusammen, die zum größten Teil bis heute erhalten geblieben ist. Sie zählte mehr als 620 Bände und umfasste Titel eines breiten Spektrums von Fachrichtungen, die damals der sich schnell entwickelte Buchdruck anbot. Einen nicht geringen Teil bildeten bemerkenswerte astrologische Handschriften. Bohuslav hat von seiner nordböhmischen Burg Freunden in ganz Europa Briefe verschickt, die oft zu den Höhepunkten der damaligen Prosa gehören. Vor allem aber hinterließ er ein umfangreiches und über Jahrhunderte hoch bewertetes dichterisches Werk, das nicht nur ein Beispiel der brillanten Anwendung des Lateins ist, sondern auch eine Aussage über den Menschen und die Zeit mit ihren Traumata, die so vertraulich an unsere heutigen Sorgen erinnern.

Die Zeit von Bohuslav Hassenstein war die Zeit der Überseeentdeckungen, der Entwicklung des internationalen Handels und des Antritts neuer Informationstechnologien (Buchdruck). Es war eine Zeit, in der bedeutende bauliche Änderungen auf der Prager Burg stattfanden: die wichtigste von ihnen war die Errichtung des Vladislav Saals ? des größten einheitlich gewölbten weltlichen Raum des damaligen Europas, der gesamte Umbau des Königspalastes und zuletzt der Versuch der Erweiterung der St. Veitskathedrale. Dieser Versuch scheiterte zwar, aber es entstand zumindest eine neue Malerei der Wenzelkapelle, wo der Meister des Leitmeritzer Altars und weitere Maler Meisterwerke der mitteleuropäischen Renaissance schaffen.

Das Gespräch mit dem Tod betrifft nicht nur den Tod von Bohuslav Hassenstein und seiner Verwandten, sondern auch die allgemeine Beziehung zum Tod der Menschen, die vor fünfhundert Jahren lebten.

Memento mori: (Gespräch mit dem Tod)
Tod: Ich komme willkommen bei den Gottesfürchtigen und grausam bei den Hochmütigen.
Ich arme Seele, ich hab doch nicht vorhergesehen, dass du kommst.
Tod: Warum wirst du blass?
Ich habe Angst. Du drohst mir doch mit der Sense.
Tod: Den Ehrlichen bringe ich keine Strafe, ich bringe ihnen Ruhe.
Eine sich der Sünde bewusste Seele fürchtet die Dunkelheit der Hölle.
Tod: Vor mir brauchst du dich nicht zu fürchten, fürchte dich vor deiner Schuld, die du hast.
Was soll ich tun?
Tod: Sich mit Tränen von der Schuld loskaufen gehört sich nicht.
Ich gehorche Deinem Befehl.
Tod: Beeil dich, bevor ich die Schwelle überschreite!

Weitere Werke:
Satire zum Heiligen Wenzel ? erläutert die Fehler seiner Zeitgenossen
Klage zum Heiligen Wenzel zu den Sitten der Tschechen ? wirft dem Adel ihren Lebensstil vor
De situ Pragae et incolentium moribus - Über die Lage Prags und die Sitten seiner Bewohner
Schreiben an Peter von Rosenberg
De miseria humana - Über die menschliche Not, Gedichte

Quelle: fragmenty.cz

© Copyright 2010 all rights reserved | Erstellte Saturnia.cz